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Sonntag, 3. Mai 2015

Wald, Wasser und Luft

Wald, der grüne Filter 

Leben wie ein Baum, einzeln und frei und brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht (Nazim Kikmet)



Da stehen sie die Brüder des Waldes, stolz und frei - und doch offenbar in dem Bewusstsein ihres unschätzbaren Wertes, um ein Vielfaches mehr als der Gegenwert von fm geschlagenen Holzes, gleich einer Demonstration ihrer ungeheuren Stärke. Als wüssten sie um den Wert der Schutzfunktion ihrer brüderlichen Waldgemeinschaft - ob an Flüssen, im Gebirge, ob in Tälern und Auen...alles vermögen sie zu schützen: Menschen, Flora und Fauna, Böden und Gewässer.
Foto c) E. Gelzleichter
Das Schattendach der Wälder behütet die Böden vor Abtragung durch Wasser und Wind oder vor Austrocknung durch die Sonne. Ihre mächtigen Wurzeln krallen sich - Händen und Fingern gleich - 
in die Erde und lassen auch an Steilhängen Bodenrutschungen und Steinschläge nicht zu.
Da die Gefahr des Bodenabtrags sich nach Niederschlagsmenge, Bodenbeschaffenheit und nach Geländeneigung richtet, erfüllen die Wälder besonders in Steillagen eine überaus wichtige Bodenschutzfunktion. Aber substantieller, wenngleich fast unbeachtet im Alltagsgeschäft unserer Zeit, ist und bleibt der einzigartige Beitrag, der brüderlichen Gemeinschaft der Bäume zum Wasserhaushalt und Wasserschutz, dem wichtigsten Element allen Lebens. Fast symbiotisch erarbeiten Boden und Bäume ihr "Programm" zum Wasserhaushalt: Im Schutz der Bäume speichert der Waldboden große Mengen Wassers und verhindert so den Oberflächenabfluss bis zu einer gewissen Speicherkapazität. Ist diese erschöpft, fließt das Wasser ab, und auf diese leise, natürliche Weise erhöht der Waldboden das Grundwasserangebot. Wer weiß schon, dass ein Quadratmeter Waldbodens bis zu 200 l Wasser speichern kann,und ganz im Sinne des langsamen Werdens und Wachsens der Wälder (nach Eugen Roth "zu fällen einen schönen Baum braucht's eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen bis man ihn bewundert, braucht er - bedenk es - ein Jahrhundert") auch das Schmelz- und Regenwasser sehr langsam im Boden versickert und dass durch dieses bedächtige Gleichmaß sich die gute Filterleistung des Bodens erhöht mit dem Ergebnis eines sauberen Grundwassers, das man in den wenigsten Fällen zum Trinken aufbereiten muss
Foto c) E. Gelzleichter
Foto c) E. Gelzleichter
Dass sich dabei die Laubwälder besonders hervortun, gehört zum allgemeinen Wissen, wie sich aber Laubwälder und Nadelwälder in der Verwertung des Niederschlages bei gleicher Menge zueinander verhalten, ist den Wenigsten bekannt:
Zum Beispiel die angenommene Menge an Jahresniederschlag von 920 mm verarbeitet ein Buchenwald wie folgt:
47 % bzw. 430 mm fließen in's Grundwasser ab,
18 % bzw. 166 mm verdunsten,
35 % bzw. 324 mm verbrauchen Bäume und Krautschicht für sich selbst.
Dieses überzeugende Ergebnis hat den Buchenwäldern völlig zu Recht den Ehrennamen "Trinkwasserwälder" eingebracht. Auch reine Nadelwälder tragen ihr leider etwas weniger beeindruckendes Scherflein zum Wasserhaushalt bei, bedingt durch die stärkere Verdunstung im Kronen- und Bodenbereich, und zwar folgendermaßen:
33 % versickern im Boden,
34 % verdunsten,
33 % verbrauchen Bäume und Krautschicht zur eigenen Nutzung.


Foto c) E.Gelzleichter 


Ausgleichend wirken die Wälder, nicht nur auf die menschlichen Empfindungen, sondern auch auf die täglichen und jährlichen Temperaturschwankungen. Sanft steigern sie die Tau-Bildung und erhöhen die Luftfeuchtigkeit Wie durch gespreizte Finger rieselt das Sonnenlicht durch die Blätterdächer. Diese geringere Sonneneinstrahlung und die höhere Luftfeuchtigkeit prägen das Waldklima, das im Durchschnitt etwa zwischen 3-6° niedriger liegt als über freien Acker- und Wiesenflächen und sogar 4-8° niedriger als in urbanen Bereichen. Wie wunderbar, dass diese Temperaturunterschiede zwischen Wäldern und Siedlungsgebieten mit ihrem ständigen Luftaustausch reine und qualitativ bessere Luft für menschliche Ansiedelungen bewirken.
So darf es nicht überraschen, dass Wälder und ihre Böden nicht nur als Wasserfilter und Grundwassersammler dienen, ihre Fähigkeit Stäube, Gase und radioaktive Stoffe aus der Luft zu filtern, ist kostbar und wertvoll, hier vertauschen Laub- und Nadelwälder die Rollen; denn die Filterwirkung ist von Blattoberfläche und Jahreszeit abhängig, der Vorteil für die immergrünen Nadelwälder, die ganzjährig ihren Dienst versehen können: Ein Hektar großer Fichtenwald kann beispielsweise alljährlich 420 kg Schmutzpartikel aus der Luft filtern, dem im Winter blattlosen Buchenwald gelingt nur die Filterung von 240 kg. Jede Baumart unterliegt ihrer speziellen Aufgabe, die sie bravourös zu lösen versteht. Dass Gase hauptsächlich nur dann aufgenommen werden, wenn die Baumkronen feucht sind, liegt daran,  dass Gase sich im Regenwasser lösen, wer kennt nicht den Spruch:"Ein ordentliches Gewitter reinigt die Luft"?
Foto Pixabay 
Und doch ist es erstaunlich, wieviel Ruß und Staub unsere Wälder jährlich aus der Atmosphäre filtern: Pro Hektar bis zu 50 Tonnen! (Dazu gehört auch der Feinstaub, der durch das Verbrennen von Holz - ähnlich wie beim Verbrennen von Kohle - produziert wird). Das Tollste am Wald - so ganz nebenbei erzeugt er als Abfallstoff der Photosynthese SAUERSTOFF!





Beachtenswert: Eine 100 Jahre alte Buche erzeugt alljährlich 4.600 kg Sauerstoff, davon kann ein erwachsener Mensch ca. 13 Jahre leben!! 
(Zu schade zum Verheizen oder um zu Press-Span für die Möbelindustrie verarbeitet zu werden).
Foto c) E.Gelzleichter

Sensationell diese natürliche Filterfabrik von ausgesprochener Schönheit, wie sie kein Mensch erschaffen kann! Ein Wunderwerk der Natur, das auf's Würdigste dem Leben dient und wie wenig würdig jene, die darin nur Brennholz oder klingende Münze sehen!

Poetisch nennen wir unsere Wälder unsere Lungen - so gesehen,erscheint es geradezu paradox, wenn diese Lungen zu Asche verbrannt werden, nur um sich die Füße zu wärmen!

Weißt du nicht, dass die Wälder das Leben eines Landes sind?
(Babylonische Keilschrift)


Bäume - einzeln, frei und brüderlich  c) E. Gelzleichter



Sonntag, 26. April 2015

Waldliebe

Waldliebe und Waldwahrheit

Foto c) Elke Gelzleichter


Tritt näher, geh‘ auf den weichen Wegen  tief in den Wald und vielleicht gelangst Du auch in den tiefsten Wald Deines Inneren und Du findest – wie auf weichen Moosen gebettet – einen stillen Ort für Deine ruhelose Seele.
Wage die Schritte auf den vergessenen Wegen, fürchte nicht den schwanken Boden sumpfigen Untergrundes. Lass’ dich nieder an einem der kleinen Gewässer, eingebettet in den dunklen Tann, Weiden, Birken und Erlen baden ihre Zweige in diesen lichten Spiegeln des Himmels.
„Wer möchte schon leben ohne den Trost der Bäume?“  bekannte der Schriftsteller Günter Eich und schon im 8. Jhdt.  v. u. Z.  wusste Ahiquar, ein Weiser im Dienste des assyrischen Königs „der Stiel der Axt kehrt sich oft gegen den Wald, aus dem er kommt“. 
„Wir sind verwurzelt, sagen die alten Bäume, sonst wären wir nicht“  stellt Erhard Horst Bellermann fest, und betrachtet man unter diesem Aspekt diie heutige Menschheit, wie entwurzelt scheint sie doch, ohne Bezug zu den Bäumen, die in alten Zeiten als Symbol für den aufrecht stehenden Menschen galten – Entwurzelung, ein Zeichen des Absterbens und Vergehens!
Das Wunder Wald leistet einen unersetzlichen Beitrag zum Wasserhaushalt bzw. Wasserkreislauf, die Voraussetzung dafür, dass für uns noch immer reichlich Wasser aus dem Wasserhahn sprudelt – daher ist es auch als Verbrechen gegen die Menschheit anzusehen, wenn unsere Wälder ungehemmt abgeholzt bzw. ausgelichtet  und als billige Wärmequelle missbraucht werden oder schlimmer noch als sprudelnde Geldquelle: Der „heilige“ Wald in berechneten Festmetern ins Ausland verramscht!
Viele Bäumen starben seit dem Jahre 2012, mehr als in allen Wintern zuvor, die meisten von ihnen kannten schon unsere Vorväter:
„Jeder Teil dieses Landes ist meinem Volke heilig. Jeder Hang, jedes Tal, jede Ebene und jedes Gehölz ist geheiligt durch eine zärtliche Erinnerung oder eine traurige Erfahrung meines Stammes. Sogar die scheinbar stumm in der Sonne brütenden Felsen der Küste in ihrer feierlichen Größe sind getränkt von Erinnerungen an vergangene Ereignisse, die mit dem Schicksal meines Volkes verbunden waren. Und selbst der Staub unter unseren Füßen antwortet liebevoller auf unsere Schritte als auf eure; denn er ist die Asche unserer Vorfahren, und unsere nackten Füße sind sich der wohlwollenden Berührung bewußt, da der Boden reich ist durch das Leben unserer Familien.“ (Aus der Rede des Häuptlings Seattle 1854 vor dem amerik. Parlament).
Wo ist die Generation, die sich wieder zur Natur wendet, fühlt, dass sie nichts Anderes ist, als Blume, Gras und Baum?
Oder wird es so sein, wie es die alte Weissagung der kanadischen Cree prophezeit:
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werden die Menschen feststellen, dass man Geld nicht essen kann!“