Waldliebe und Waldwahrheit
Tritt näher, geh‘ auf den weichen
Wegen tief in den Wald und vielleicht
gelangst Du auch in den tiefsten Wald Deines Inneren und Du findest – wie auf
weichen Moosen gebettet – einen stillen Ort für Deine ruhelose Seele.
Wage die Schritte auf den
vergessenen Wegen, fürchte nicht den schwanken Boden sumpfigen Untergrundes.
Lass’ dich nieder an einem der kleinen Gewässer, eingebettet in den dunklen
Tann, Weiden, Birken und Erlen baden ihre Zweige in diesen lichten Spiegeln des
Himmels.
„Wer möchte schon leben ohne den
Trost der Bäume?“ bekannte der
Schriftsteller Günter Eich und schon im 8. Jhdt. v. u. Z. wusste Ahiquar, ein Weiser im Dienste des
assyrischen Königs „der Stiel der Axt kehrt sich oft gegen den Wald, aus dem er
kommt“.
„Wir sind verwurzelt, sagen die
alten Bäume, sonst wären wir nicht“ stellt
Erhard Horst Bellermann fest, und betrachtet man unter diesem Aspekt diie
heutige Menschheit, wie entwurzelt scheint sie doch, ohne Bezug zu den Bäumen,
die in alten Zeiten als Symbol für den aufrecht stehenden Menschen galten –
Entwurzelung, ein Zeichen des Absterbens und Vergehens!
Das Wunder Wald leistet einen
unersetzlichen Beitrag zum Wasserhaushalt bzw. Wasserkreislauf, die Voraussetzung
dafür, dass für uns noch immer reichlich Wasser aus dem Wasserhahn sprudelt –
daher ist es auch als Verbrechen gegen die Menschheit anzusehen, wenn unsere Wälder
ungehemmt abgeholzt bzw. ausgelichtet
und als billige Wärmequelle missbraucht werden oder schlimmer noch als
sprudelnde Geldquelle: Der „heilige“ Wald in berechneten Festmetern ins Ausland
verramscht!
Viele Bäumen starben seit dem
Jahre 2012, mehr als in allen Wintern zuvor, die meisten von ihnen kannten
schon unsere Vorväter:
„Jeder Teil dieses Landes ist meinem Volke
heilig. Jeder Hang, jedes Tal, jede Ebene und jedes Gehölz ist geheiligt durch
eine zärtliche Erinnerung oder eine traurige Erfahrung meines Stammes. Sogar
die scheinbar stumm in der Sonne brütenden Felsen der Küste in ihrer
feierlichen Größe sind getränkt von Erinnerungen an vergangene Ereignisse, die
mit dem Schicksal meines Volkes verbunden waren. Und selbst der Staub unter
unseren Füßen antwortet liebevoller auf unsere Schritte als auf eure; denn er
ist die Asche unserer Vorfahren, und unsere nackten Füße sind sich der
wohlwollenden Berührung bewußt, da der Boden reich ist durch das Leben unserer
Familien.“ (Aus der Rede des Häuptlings
Seattle 1854 vor dem amerik. Parlament).
Wo ist die Generation,
die sich wieder zur Natur wendet, fühlt, dass sie nichts Anderes ist, als
Blume, Gras und Baum?
Oder wird es so sein,
wie es die alte Weissagung der kanadischen Cree prophezeit:
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte
Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werden die Menschen
feststellen, dass man Geld nicht essen kann!“
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