Quercus petraea
Der Baum des Jahres 2014
Foto Wikipedia typischer Habitus der Traubeneiche |
Selbst
in Schnee und Eis trägt sie noch die verwelkten, trockenen Blätter,
die Wintereiche, die im verflüchtigten Sommer ledrig grün glänzend
mit flaumiger Unterseite eine lockere Krone in regelmäßiger
Anordnung belaubten. Erst wenn im nächsten Frühjahr aus den Knospen
wieder verstohlen das erste Grün hervorlugt, wird sie das alte Laub
abwerfen, an dem aber immer noch während der kahlen Trostlosigkeit
des Spätherbstes und Winters an der eiförmigen, bis zu 10-fach
gebuchteten Blattform, die spitz und schlank in den Stiel übergeht,
zu erkennen ist, dass es sich bei diesem Baum um eine Traubeneiche
(Quercus petraea) handelt und nicht um die weit häufigere
Stieleiche, die ihre Blätter mit den deutlichen sog. „Öhrchen“
vor dem Stielansatz im Spätherbst abwirft. Auch die raue,
unregelmäßig gefurchte, graue Rinde zeigt Unterschiede zu den
regelmäßig verlaufenden Furchungen der Stieleiche und - in ihrer
Jugendform oft von einer glatten Rinde in grau-grüner Farbe bedeckt
- beweist sie, dass sie, wie alle Eichen zur Familie der Buchen
gehört.
Die Früchte der Traubeneiche in typischer Traubenformation |
Erst
an den Früchten beweist sich das Stimmige für den Namen der
Traubeneiche; denn ihre Eicheln sitzen in traubigen Büscheln,
hälftig in ihren Kapseln, an kurzen Stielen im Laub (im Gegensatz zu
den Früchten der Stieleiche, die an langen Stielen locker in den
Zweigen hängen).
Der
ringporige Kernholzbaum liefert sein hell- bis dunkelbraunes Holz für
vielseitige Verwendungsmöglichkeiten: Massiv in der
Möbelherstellung, im Treppen- und Innenausbau, im Wasserbau für
Pfähle, Planken und Schwellen. Hochwertige Furnierhölzer stammen
von der Traubeneiche und der namhafte Weinausbau in Barriquefässern
aus den Hölzern der Traubeneiche ist legendär.
Barrique-Fässer (Weinfässer aus dem Holz der Traubeneiche) |
Die
geheiligten Eichen unserer keltischen und germanischen Vorfahren, den
Göttern Taranis und Donar geweiht, erfuhren dieselbe ehrenvolle
Zuwendung bei Griechen und Römern, jedoch die alten Riesen unserer
Zeit - für die Wissenschaftler ein durchschnittliches Lebensalter
von 800 bis 1000 Jahren annehmen (in Einzelfällen sogar bis zu
annähernd 2000 Jahren) erfahren in unserer nur auf Gewinnstreben
ausgerichteten Gesellschaft diese Verehrung nicht mehr, in dem Singen
der Sägen in der öden Jahreszeit, klingt das Todeslied für manchen
Baumveteranen, dessen Wert nur noch in klingender Münze bemessen
wird. Was sagt dieses Verhalten über uns selbst im Sinne der
mahnenden Worten Alexander von Humboldts aus!?
Typischer Habitus der Traubeneiche |
„Habt
Ehrfurcht vor dem Baum,
er
ist ein einziges großes Wunder,
und
euren Vorfahren war er heilig.
Die
Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen
von
Minderwertigkeit eines Volkes
und
von niederer Gesinnung des Einzelnen.“
(Alexander
Frhr. von Humboldt 1769 - 1859)
Wenn man eine Eiche pflanzt, darf man nicht die Hoffnung hegen, nächstens in ihrem Schatten zu ruhen.
Antoine de Saint-Exupéry
(Text. E. Gelzleichter 23.09.16)
Antoine de Saint-Exupéry
(Text. E. Gelzleichter 23.09.16)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen